"Was, bitte, ist ein Klettersteig?" wird sich mancher Besucher unserer Webseite fragen... 

Nun, es macht schon einen Unterschied, ob man auf einem schweren Bergweg (schwarze Kennfarbe) mit einzelnen versicherten Stellen oder auf einem ausgewachsenen Klettersteig unterwegs ist. Dazwischen aber ist der Übergang fließend, sodaß man nicht immer sicher sein kann, was man nun vorfindet. 

 

Hier der Versuch einer klaren Definition (Auszug aus http://bergsteigen.com): 

Klettersteige haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erfahren, der Wunsch nach mehr vertikalem Kick für den Ungeübten hat die Stahlseilkletteranlagen wie Schwammerl aus dem Boden bzw. besser gesagt aus den Felswänden sprießen lassen. Die Gruppe der Anhänger wird immer größer, die Schwierigkeit der Klettersteige reicht bis F, auf der nach oben hin offenen Skala. 

Schauen wir aber einmal zurück: Der erste Eisenweg wurde von Friedrich Simony am Dachstein angelegt. Mit Eisenklammern, Stiften und geschlagenen Tritten machte Simony so den Anstieg auf den Dachstein für ein breites Publikum gangbar. Waren es also früher primär Wege, die mit Eisen (Tritthilfen, Leitern und Stahlseil) an ihren schweren Passagen sicherer gemacht wurden, so sind es heute eigenständige Routen, bei denen der Weg meist nur als Zu- und Abstieg benützt wird. 

Aktuell werden unter dem Begriff „Klettersteige“ viele, aber von Charakter und Anspruch her grundlegend verschiedene Wegstrecken geführt. Die im Web zu findende Definition: „Wenn der Weg vorgegeben und auch nur stellenweise Stahlseil versichert ist bzw. Hindernisse mit künstlicher Hilfe (Klammern, Leitern, etc.) überwunden wird, so ist dieser Weg als Klettersteig zu bezeichnen“, halten wir für zu salopp. 

Klettersteiggehen hat sich wie Tourenskigehen oder Mountainbiken in den letzten Jahren zu einer eigenständigen Sportart entwickelt. Der Interessierte hat es aber aktuell schwer, nur anhand der Schwierigkeitsbewertung den (schweren) Wanderweg/Steig vom richtigen Klettersteig zu unterscheiden. Es gibt an die 1000 Bergwege, die bei genauer Betrachtung – wegen einiger versicherten Stellen – als „Klettersteig“ einzustufen wären. Im Jahr 2017 wurde von der Bergrettung Tirol bei St. Magdalena im Gschnitztal erstmals eine Anlage (St. Magdalena Klettersteig) errichtet, an der man die Unterschiede – blauer bis schwarzer Bergweg und Klettersteig von A bis E – an einer Stelle dargestellt hat. Der schwarze Bergweg regte aber zu Diskussionen an. Einige örtliche Bergführer meinten, dass dieser für einen Bergweg zu schwer und zu ausgesetzt sei (der schwarze Bergweg unterscheidet sich zu wenig vom Klettersteig A).

Wo liegt nun der Unterschied zwischen schweren Bergwegen und Klettersteigen? Und macht eine Unterscheidung überhaupt Sinn?

Klettersteige müssen einmal im Jahr mit einem dokumentierten Protokoll überprüft werden – schwarze Bergwege müssen das nicht. Den Bau- und die Reparatur von Klettersteigen übernehmen wegen der einzuhaltenden Richtlinien in der Regel Fachfirmen – bei Wanderwegen machen das oft Ehrenamtliche in „Eigenregie“. 

Es wurde z.B. im Jahr 2017 der Westgrat (schwarzer Bergweg) an der Hohen Munde (Hohe Munde Westgrat Klettersteig) neu versichert. Auf einem längeren, sehr ausgesetztem Abschnitt hat dieser Anstieg durchaus Klettersteig-Charakter und kann sich mit einigen neuen Klettersteigen gleicher Schwierigkeit spielend messen (er würde eher in den Kategorie Klettersteig als in die Kategorie „Schwarzer Bergweg“ passen). Ähnlich verhält es sich mit dem Tobias-Jungk-Klettersteig im hinteren Pitztal. Dort wurde eine Steilstufe, welche früher vom Gletschereis überdeckt war und jetzt eine Felswand ist, mit Stahlseil und Klammern überzogen.

Problem ist – neben der nötigen Überprüfung der Steiganlage – auch das Mitführen der korrekten Ausrüstung. Denn die wenigsten Hochtourengeher haben ein Klettersteigset mit im Rucksack. Normale Wanderer haben meist überhaupt keine Ausrüstung (Klettersteigset, Helm und Gurt) dabei.

Wie verhält es sich aber juristisch, wenn ein Teilnehmer einer geführten Gruppe auf einem versicherten schwarzen Bergweg (Hohe Munde Westgrat) ohne korrekte Klettersteigausrüstung verunfallt? Und dürfen solche schwarzen Bergwege auch von geprüften Wanderführern (auf Klettersteigen in der Regel nur Bergführer) geführt werden? Alles nicht ganz einfache Fragen, deren Beantwortung bei einer genaueren Einteilung in Klettersteig oder schwarzer Bergweg leichter fallen würde. 

Nachfolgend der Versuch einer Einteilung. 

 

Klettersteig: 

• (meist) durchgehend versichert, mit einer dichten Abfolge von versicherten Kletterstellen 

• (meist) klar definierter Beginn (Einstiegstafel) und definiertes Ende des Klettersteiges 

• Versicherungen sind optimal für die Nutzung mit Klettersteigset geeignet und die Begeher
  sind in der Regel ausnahmslos mit Klettersteigset unterwegs 

• der Routenverlauf ist so, dass eine Wand klettertechnisch möglichst interessant überwunden
  wird 

• in der Regel werden diese Route nur im Aufstieg begangen 

• (meist) in den letzten 30 Jahren angelegt (Ausnahmen gibt es natürlich) 

• meist ist ein Steigbuch (Wandbuch) vorhanden 

• Motto: „Der Weg ist das Ziel“ 

 

alpiner Steig bzw. schwarzer Bergweg: 

• nur an den schwierigsten / ausgesetzten Stellen versichert 

• versicherte und ungesicherte Kletterstellen sind eher „Beiwerk“ zwischen viel Gehgelände 

• Beginn und Ende des Steiges bzw. der versicherten Stellen sind nicht ganz klar definiert 

• wird in der Regel in beide Richtungen begangen 

• (meist) vor langer Zeit (zum Zeitpunkt der Erschließung der Alpen) angelegt 

• (meist) kein Steigbuch vorhanden 

• auf allen Wanderkarten eingezeichnet 

• Motto: „Der Weg führt zum Ziel (z.B. Gipfel, Hütte, etc....)"